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Protesttag für Tempo bei Inklusion und Barrierefreiheit

Bonn: "Tempo machen für Inklusion - barrierefrei zum Ziel!" So lautet das Motto des diesjährigen Europäischen Protesttags zur Gleichstellung behinderter Menschen, an dem um den 5. Mai herum wieder viele Protestaktionen stattfinden werden. Vor 30 Jahren fand der erste Protesttag statt. kobinet-Redakteur Ottmar Miles-Paul führte mit der Leiterin für Aufklärung und Kommunikation der Aktion Mensch, Christina Marx, ein Interview über die bisherigen Pläne und Unterstützungsangebote der Aktion Mensch für den diesjährigen Protesttag. Christina Marx wünscht sich dieses Jahr vor allem einen lauten Protest für mehr Barrierefreiheit.

kobinet-nachrichten: Am 5. Mai 1992 fand der erste Europäische Protesttag zur Gleichstellung behinderter Menschen statt. 30 Jahre später findet der Protesttag immer noch statt und wird von der Aktion Mensch seit vielen Jahren unterstützt. Welches Motto haben Sie für dieses Jahr gewählt und warum?

Christina Marx: Es gibt nach wie vor deutlich zu viele Barrieren im öffentlichen Raum. Diese verhindern die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Der Protesttag steht in diesem Jahr daher unter dem Motto "Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel!“. Gemeinsam mit Unterstützer*innen will die Aktion Mensch am 5. Mai zu einem lauten Protest aufrufen. Unser Ziel ist, mit möglichst vielen Akteur*innen die fehlende Barrierefreiheit in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

kobinet-nachrichten: Wie in den letzten Jahren kann auch dieses Jahr eine Unterstützung der Aktionen zum Protesttag bei der Aktion Mensch beantragt werden. Was ist da möglich, wie ist der Zeitplan für die Beantragung und welche Materialen kann man bestellen?

Christina Marx: Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Möglichkeit für eine finanzielle Aktionsförderung von bis zu 5.000 Euro. Die Antragsfrist endet am 31.03.2022. Informationen zur Antragsstellung gibt es auf unserer Website. Zur Unterstützung von Protestideen können Aktivist*innen Aktionsmittelpakete für digitales und analoges Engagement bestellen. Neben klassischen Aufklärungsmaterialien wie Flyern, Postkarten und Plakaten enthalten die Pakete in diesem Jahr ein Barrieren-Quiz und eine Barriere Checker*in-Ausstattung. Letztere beinhaltet Materialien wie Absperrband und Aufkleber mit "Achtung Barriere“ und Social Media Symbole, die sich für eine Tour vor Ort eignen, um visuell auf Barrieren aufmerksam zu machen. Die Aktionsmittel können kostenlos bestellt werden auf der Website der Aktion Mensch.

kobinet-nachrichten: Thematisch gibt es in Sachen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention noch sehr viele Bereiche, in denen dringender Handlungsbedarf für die Gleichstellung und Teilhabe behinderter Menschen besteht. Welche Schwerpunkte kristallisieren sich für den diesjährigen Protesttag heraus?

Christina Marx: Barrierefreiheit und Mobilität sind die diesjährigen Schwerpunkte. Das drückt sich auch in dem Motto aus "Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel!“. Die Sensibilisierung ist ein großes Thema: Menschen, die selbst keine Behinderung haben, sind viele Barrieren gar nicht bewusst. Egal, ob es um Hindernisse im Öffentlichen Personennahverkehr oder in der individuellen Mobilität geht. Das ist aber die Voraussetzung dafür, dass sich in der Gesellschaft etwas bewegt. Mobilität muss für Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen möglich sein.

kobinet-nachrichten: Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich von den Akteur*innen des diesjährigen Protesttages wünschen?

Christina Marx: Ich wünsche mir vor allem einen lauten Protest, an dem sich viele Verbände, Organisationen, Initiativen und Aktivist*innen beteiligen. In den letzten 30 Jahren hat sich einiges weiterentwickelt. In einigen Bereichen gibt es jedoch weiterhin akuten Handlungsbedarf. Die fehlende Barrierefreiheit, die in diesem Jahr im Fokus des Protesttages steht, gehört dazu. Lasst uns den 5. Mai 2022 dazu nutzen, dieses wichtige Thema in die breite Öffentlichkeit zu tragen und Barrieren sichtbar zu machen – hoffentlich auch wieder mit echter Begegnung vor Ort.

kobinet-nachrichten: Vielen Dank für das Interview.

Link zu weiteren Infos der Aktion Mensch zum Protesttag und zur Antragstellung

Über die Aktion Mensch:

Die Aktion Mensch ist nach eigenen Angaben die größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland. Seit ihrer Gründung im Jahr 1964 hat sie mehr als vier Milliarden Euro an soziale Projekte weitergegeben. Ziel der Aktion Mensch ist, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen zu verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft zu fördern. Mit den Einnahmen aus ihrer Lotterie unterstützt die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte. Möglich machen dies rund vier Millionen Lotterieteilnehmer*innen. Zu den Mitgliedern gehören: ZDF, Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie, Paritätischer Gesamtverband und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Seit Anfang 2014 ist Rudi Cerne ehrenamtlicher Botschafter der Aktion Mensch. www.aktion-mensch.de